Bei aller Euphorie anläßlich der epochalen, seligmachenden Neugestaltung des deutschen Gesundheitswesens wollen wir doch nicht vergessen, daß wir die Segnungen dieser Reform dem Horsti zu verdanken haben, der uns schon 1993 mit seinem Gesundheitsstrukturgesetz den richtigen Weg wies. Dokumente wie die folgende, völlig frei erfundene Hausmitteilung gehören allerdings doch eher ins Reich der Fabel ‐ oder?

Hausmitteilung

Verteiler: Alle Mitarbeiter des XYZ-Krankenhauses
Von: Verwaltung/Hausmeister
Betrifft: Neue Maßnahmen zur Kosteneinsparung

Mit sofortiger Wirkung wird es im Krankenhaus kein Wachpersonal mehr geben. Diensthabende Schwestern erhalten bei Schichtbeginn eine 9mm-Pistole und 12 Patronen. Weitere 12 Schuß sind in der Nachtapotheke vorrätig. Zusätzlich zu ihren übrigen Pflichten werden die Schwestern turnusmäßig auf dem Krankenhausgelände Streife gehen. Für den Streifendienst auf den Parkplätzen wird ein Fahrrad bereitgestellt. Da die technischen Einrichtungen ähnlich sind, kann der Pförtner außer den Monitoren der Überwachungskameras auch die EKG-Monitore in der Intensivstation kontrollieren.

Die Krankenhausküche wird geschlossen. Patienten, die Essen wünschen, lassen sich dieses von ihren Angehörigen bringen oder bestellen es bei einem Pizza-Service. Die Münzfernsprecher in den Korridoren stehen für Bestellungen zur Verfügung, ebenso für private Ferngespräche der Patienten.

Hausreinigung und Physiotherapie werden Hand in Hand gehen. Patienten, die aufstehen dürfen, erhalten Besen, Schrubber und Putzkübel; damit ist sowohl für ausreichend Bewegung als auch für ein sauberes Haus gesorgt. Diesen Patienten und deren Angehörigen steht es außerdem frei, die Zimmer der bettlägerigen Patienten zu reinigen. Sie erhalten dafür einen Nachlaß auf ihrer eigenen Rechnung. Stechkarten werden auf Wunsch ausgegeben.

Wie Sie schon aus dem Briefkopf ersehen können, übernimmt die Krankenhausverwaltung auch die Hausmeisterpflichten. Falls Sie in Zukunft Verwaltungsangestellte nicht in ihren Büros erreichen können, gehen Sie draußen den Geräuschen von Rasenmähern, Heckenscheren, Häckslern o.Ä. nach.

Wartungsdienste werden nicht mehr beansprucht. Das Krankenhaus hat die monatlich erscheinende Zeitschrift "Die Axt im Haus" abonniert. Bei Bedarf können die einschlägigen Hefte in der Verwaltung eingesehen werden; ein Werkzeugkasten gehört ab sofort zum Inventar jeder Station. Das Heft zum Thema "Elektroinstallation für Anfänger" ist bereits im Haus. Sollte ein Problem auftauchen, das darin nicht behandelt wird (Rohrbruch o.Ä.), versuchen Sie bitte, zu improvisieren, bis das entsprechende Heft erscheint.

Einsparungen beim Laborpersonal werden dadurch aufgefangen, daß Blutuntersuchungen ab sofort nur noch an Patienten durchgeführt werden, die sowieso schon bluten.

Ärzte dürfen in Zukunft pro Patient nur noch 2 (zwei) Röntgenbilder anfordern. Dies hängt mit der Durchlaufzeit bei "Bilderland" zusammen. Dafür bekommen sie zwei Abzüge zum Preis von einem; es wird außerdem empfohlen, die Tagespresse nach Anzeigen mit Entwicklungsgutscheinen zu durchsuchen. Bilderland bietet außerdem an, in Notsituationen auch Gutscheine von Konkurrenzunternehmen einzulösen. Sollten Sie also im Besitz von überzähligen Gutscheinen sein, bringen Sie diese bitte in die Notaufnahme.

Wir haben das Elektrizitätswerk angewiesen, in den Krankenzimmern sowie in den Büros, Aufenthaltsräumen etc. separate Zähler zu installieren, damit der Stromverbrauch den Verursachern zugeordnet und auf deren Rechnung gesetzt werden kann. Je nach Jahreszeit können Patienten und Personal die Temperatur ihrer Räume mit Hilfe von elektrischen Heizgeräten bzw. Ventilatoren individuell ihren Bedürfnissen anpassen. Der Kiosk in der Eingangshalle hat solche Geräte in ausreichender Menge in seinem Angebot.

Zusätzlich zu den normalen Wertstoffsammelbehältern wird in jedem Stockwerk auch eine Tonne für übriggebliebenes Obst und Brot aufgestellt. Patienten, deren Angehörige sowie das verbliebene Personal werden aufgefordert, Speisereste dort einzuwerfen. Die Krankenhausapotheke wird diese zur Herstellung von Antibiotika benutzen, welche zum Verkauf angeboten werden. Industriell hergestellte Antibiotika werden in Zukunft nicht mehr geführt.

Nach einer amerikanischen Vorlage (Autor unbekannt)