Seit einigen Jahren fällt mir auf, dass sich so verschiedene kleine Schlampereien in die Alltagssprache einschleichen, namentlich bei der Verschriftlichung derselben. Da gibt es das unsachgemäße Setzen oder (viel seltener) Weglassen von Apostrophen. Diese Unsitte trägt sogar ein in weiten Kreisen bekanntes Etikett, den "Deppenapostroph(en)". Ich möchte gleich dazu sagen, dass "Depp" hier und anderswo nicht angebracht ist, denn die Wildapostrophierer sind ja im Allgemeinen nicht dumm, wie der "Depp" suggerieren will, sondern ungebildet, unwissend, oder - was mir am wahrscheinlichsten erscheint - sie halten die korrekte Anwendung der Rechtschreibregeln für unwichtig. Bezeichnend finde ich in diesem Zusammenhang, dass Internet-Suchmaschinen bei der Eingabe von Suchbegriffen souverän über richtig oder falsch eingefügte Apostrophen hinwegsehen, übrigens auch über Bindestriche, Kommata oder sonstige Interpunktion. "Es ist nicht richtig, dass das 'das' das 'dass' in Nebensätzen ersetzt." - Mal abgesehen davon, dass die unselige Rechtschreibreform durch die teilweise, aber nicht völlige Ausrottung des 'ß' bei unserer zunehmend leseschwachen Bevölkerung die Verwirrung eher vermehrt denn beseitigt hat, schiebe ich die Legion von das/dass-Verwechslungen eher auf mangelndes Verständnis für den Satzbau denn auf Deppentum. Meine Kinder danken es ihren - überwiegend pflichtbewussten - Deutschlehrern zwar nicht, dass sie in dieser und anderer Hinsicht mit verstaubtem Regelwerk gepiesackt wurden, aber sie wenden die beiden ungeliebten Hilfswörtchen jedenfalls wohltuend korrekt an. Anders als ein großer Teil ihrer Mitbürger. Na ja, meistens kann ich mir den Sinn eines solcherart geschädigten Satzgebildes aus dem Zusammenhang erschließen. Über diverse Unsitten, die aus dem "Scheißendreckdeutsch"-Seitenarm in den sprachlichen Hauptstrom herübergeschwappt sind, wie beispielsmäßig die Verdativierung der Deklination ("Dem iss dem Problem Alder, weissdu?") will ich jetzt nicht anfangen zu lamentieren, das ist mir zu peinlich. Wobei "Pein" hier als Synonym für "Schmerz" zu verstehen ist. Aber selbst keineswegs anarchistisch oder subkulturell gestörte Mitmenschen verschönern ihre getippten Äußerungen zunehmend mit einer gewollten (?) Fehlbildung, nämlich der Verwendung des "nen" als unbestimmten Artikel. Wobei interessanterweise meistens beachtet wird, dass die marginal korrekte Anwendung, nämlich die für den Akkusativ Singular der männlichen Form, sorgfältig vermieden wird, weil es in diesem Fall nämlich nicht putzig ist. Man möge mich bitte richtig verstehen: es gibt weitaus schlimmere und krassere Entgleisungen, und so ein kleines "Ich hätte mal nen Frage" kann einen Text sogar auflockern, wenn es als ironischer Manierismus zu sehen ist. Ich würde darob niemanden vor ein allerhöchstes Sprachgericht zerren wollen, wenn es denn ein solches gäbe. Aber so ein bisschen zwickt's doch beim Lesen. Und so habe ich mal, analog zu "Deppenapostroph", unser aller Lieblings-Suchmaschine mit "Deppenakkusativ" gefüttert, um eventuell einen Einstieg für eine weitere Verfeinerung der Suche bezüglich dieser unwichtigen Frage zu finden. Gegen alle Erwartung spuckte die Allwissende Müllhalde sofort diese Adresse aus: http://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Rechtsfreier-Raum-Fernsehen/nen/posting-1397906/show/ Na, dachte ich, einigermaßen erfreut und verwundert, wenigstens bin ich nicht der Allereinzigste, dem's aufgefallen ist. Nota Bene: Dieser Text ist selbstverständlich nicht frei von sprachlichen Fragwürdigkeiten. Ich habe diejenigen, deren ich mir bewusst bin, kursiv markiert. |
- So, jetzt ist mir wohler. - |